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Dortmunder Konferenz

DOKORP | 10.-12.02.2025

"Grund zum Planen in Zeiten multipler Krisen"

Die Dortmunder Konferenz Raum- und Pla­nungs­for­schung wird von der Fakultät Raumplanung der Technischen Universität Dortmund gemeinsam mit der Akademie für Raumentwicklung in der Leibniz-Gemeinschaft (ARL) und dem Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung (ILS) veranstaltet.

„Bei Planung denkt man üblicherweise an eine vorgreifende Gestaltung der Zukunft. Aber die Zukunft ist und bleibt, auch wenn verplant, unbekannt. In der Komplexität der Planungen sucht man eine Art Sicherheit, die die Zukunft nicht bieten kann.“[1]

In der (westlichen) Raumplanungspraxis wird häufig implizit von relativ stabilen Grundannahmen ausgegangen: Stadt­entwicklung ist vorhersehbar, Eigentum ist robust, Institutionen sind stabil, das Finanzsystem funktioniert und geopolitische und umweltbedingte Einflüsse bleiben weitestgehend stabil. Bei der konkreten Planung von Projekten – Stadterweiterungen, Infrastrukturprojekten, etc. – werden Methoden und Techniken angewendet, die möglichst präzise künftige Bevölkerungsentwicklungen, Verkehrsströme, Hochwasserereignisse vorhersagen und die Grundlage für langfristige Planwerke liefern.

Die aktuellen Krisen rütteln an den Grundfesten einer solchen Annahme von Stabilität. Die Finanzkrise 2008 erschütterte Grundlagen einer wachstumsorientierten Raumplanung, Naturkatastrophen rütteln an Gebietsausweisungen in Risikogebieten, die Pandemie stellte Grundannahmen zum Umgang mit öffentlichen Räumen in Frage. Jedoch stellt sich nach einer kurzen Schockphase wieder Stabilität ein. So wurden etwa wenige Baugebiete nach den Hochwasserereignissen zwischen 1993 bis 2021 tatsächlich rückgenommen. Planung – so scheint es – lässt sich nicht von Krisen beirren. Sie ist robust und generiert damit Stabilität und Planungssicherheit. Oder ist Planung gar unbeirrbar und nicht anpassungsfähig? Sprechen wir bei gesellschaftlichen Herausforderungen zu schnell vom Krisen?

Allerdings treten Krisen zur Zeit vermehrt und gleichzeitig auf: Klimakrise, Energiekrise, Wohnungskrise ebenso wie heranrückende Kriege, Migrationen, Pandemien, soziale Ungleichheiten, Radikalisierung von Milieus – es sind multiple Krisen, die auch die Raumplanung nicht mehr ignorieren kann und darf.

Was bedeutet dies für die Planung? Welche Gründe zum Planen gibt es in Zeiten multipler Krisen? Kann Planung mit ungewissen Zukünften agieren – oder nur reagieren – und wie? Zudem benötigen die meisten Bewältigungsstrategien der Krisen mehr Raum: Die Pandemie fordert mehr Abstand für „social distancing“, Migration braucht Wohnraum, Kriege zerstören Stadträume, Landschaften und beanspruchen mehr Militärflächen, Flüsse brauchen Ausdehnungsgebiete bei Hochwasser. Die Baulandkommission empfiehlt aktive Bodenpolitik für deutsche Kommunen, das Nettonullziel im Flächenverbrauch ist in weiter Ferne, die gerechte Aufteilung des öffentlichen Straßenraums wird zum Verteilungskampf verschiedener Mobilitätsformen. Kurz: Planen braucht also auch Grund und Boden. Diese Flächen sind im Eigentum diverser Eigentümerinnen und Eigentümer. Sie sind gewidmet, ihre Planbarkeit ist festgeschrieben – doch sind die Zwecke noch die richtigen? Die Anerkennung und Berücksichtigung vielfältiger Interessen und humaner wie non-humaner Perspektiven erhöhen die Komplexität.

Die Dortmunder Konferenz für Raumplanung 2025 befasst sich mit den grundlegenden Fragen der Planung, mit den Begründungen und dem Grund und Boden: Grund zum Planen in Zeiten multipler Krisen.

[1] Luhmann, N. (2011). Organisation und Entscheidung. Wiesbaden: VS, Verl. für Sozialwiss. S. 231

 

Keynotes

  • Assoc. Prof. Heidi Falkenbach
    Professorin für Immobilienwirtschaft im Fachbereich Gebaute Umwelt, Aalto-Universität
  • Prof. Dr. Dr. Ortwin Renn 
    Soziologe, Volkswirt und Nachhaltigkeitswissenschaftler
  • Prof. Dr. Richard Norton
    Professor für Stadt- und Re­gio­nal­planung, University of Michigan
Anerkennung als Fortbildungsveranstaltung

Die Veranstaltung ist für Mitglieder der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen als Fortbildungsveranstaltung in den Fachrichtungen Architektur, Landschaftsarchitektur und Stadtplanung beantragt.

Tracks

Die vergleichende Pla­nungs­for­schung hat spätestens seit der Veröffentlichung des Europäischen Raumentwicklungskonzepts in den späten 1990er Jahren einen Aufschwung erfahren. In den letzten Jahren hat vor allem die Stilrichtung des Comparative Urbanism auf sich aufmerksam gemacht, die explizit auch den sog. Globalen Süden als Vergleichsdimension berücksichtigt. Trotz einer Vielzahl von Veröffentlichungen ist der Vergleich in den Planungswissenschaften methodisch und theoretisch schwach konturiert. So wurden Methoden wie QCA erst vergleichsweise spät aus anderen Disziplinen übernommen. Vergleiche basieren häufig auf kleinen Fallzahlen während Large-N Vergleiche oder erklärende Typologien selten zur Anwendung kommen. Der Track gibt Gelegenheit, den theoretischen und methodischen state of the art der vergleichenden Pla­nungs­for­schung zu diskutieren.

Das Thema der Konferenz ist dafür gut geeignet, da wir davon ausgehen können, dass der Appell „Planen aufgrund von Krisen“ zu national, regional und lokal sehr unterschiedlichen Reaktionen führt.

Wir erwarten für diesen Track theoretische inspirierte und/oder methodische raffinierte Beträge zur vergleichenden Pla­nungs­for­schung. Angesprochen werden können Wirtschafts- und Finanzkrisen, Corona, Klima- und Umweltkrisen, Resilienz und nicht zuletzt Legitimitätskrisen.
Der Track wird durch das DFG finanzierte Netzwerk Vergleichende Pla­nungs­for­schung unterstützt. 

Chair:    Prof. Dr. Karsten Zimmermann, Prof. Dr. Othengrafen

Welchen Beitrag kann und sollte die Planung zur Lösung der großen Krisen unserer Zeit leisten? Welche Rolle kommt ihr angesichts der scheinbaren überwältigenden Komplexität der Herausforderungen zu? Die Antwort auf diese Fragen hängt maßgeblich davon ab, was unter Planung verstanden wird.
Ist Planung ein Akt der Herrschaft zur Reduktion von Komplexität, übersetzt sie politisch vorgegebene Ziele in effektive Maßnahmen, arbeitet sie inkrementell an konkreten Verbesserungen oder zielt sie auf eine strategische Konsensbildung in fragmentierten Gesellschaften? In der Planungsdisziplin besteht hierüber kein Konsens. Der Trend geht jedoch in Richtung integrierter Ansätze, bei denen Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit von grundlegender Bedeutung sind. Sind demnach ideologische Überzeugungen der verbindende Kern der Disziplin, wie Gunder und Hillier (2009) meinen, der Raumplanung als kreativen Akt und als Wissenschaft miteinander verbindet? Und hat Davoudi (2015) recht, wenn sie beklagt, dass die Entwicklung der Planung um den Preis einer unscharfen und diffusen intellektuellen Grundlage geschah?

Im Track Planungs­theorie werden theoriegeleitete Ansätze zur Beschreibung, Erklärung und Konzeption einer sich verändernden Planung in Zeiten multipler Krisen zur Diskussion gestellt. Veränderte politische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen in einer polarisierten Gesellschaft und der enorme Handlungsdruck angesichts akuter Krisen, stellen die räumliche Planung vor grundlegende Herausforderungen. Hierzu gehört der Umgang mit scheinbar widersprüchlichen Logiken und Anforderungen, wie kurzfristiger Anpassungsfähigkeit vs. langfristiger Tragfähigkeit planerischer Maßnahmen oder beschleunigte Verfahren vs. holistische, integrative und kommunikative Planungsprozesse. 

Willkommen sind sowohl Beiträge, die den Wandel der Planung mittels Fallstudien empirisch-analytisch reflektieren und auf ein besseres Verständnis der Planungspraxis abzielen als auch solche, die konzeptionelle Ansätze zur Weiterentwicklung von Planungstheorien und damit mittelbar auch Handlungsanleitungen für die Planungspraxis zum Gegenstand haben.

Mögliche Themen umfassen:

  • Planung unter veränderten politischen Rahmenbedingungen
  • Notwendigkeit, Legitimität und Rationalität von Planung in Krisenzeiten
  • Planerischer Umgang mit Komplexität, Ungewissheit und Instabilität
  • Planungsbeschleunigung und kurzfristige planerische Anpassungen 
  • Kommunikative und partizipative Planung in einer polarisierten Gesellschaft
  • Planungssysteme und -praktiken zwischen Beständigkeit und Wandel

Chair:     Prof. Dr. habil. Thorsten Wiechmann
Co-Chair:     Dr. Martin Sondermann, ARL

Raumplanung findet in einem Umfeld statt, das zunehmend durch Dynamik, Unsicherheiten und Komplexität geprägt ist. Wie können Planer*innen die Praxis neu auszurichten und eine beschleunigte Planung erreichen? Hierzu werden theoretische und empirische Beiträge gesucht. Besonders erwünscht ist ein Bezug zur Leitvorstellung „Gleichwertige Lebensverhältnisse“ bzw. „Territoriale Kohäsion“. 

  • A) Einsatz formaler Planungstechniken und Rechenkapazitäten 
    Aufzuzeigen ist, wie mit Unsicherheiten in Planungsprozessen und Planentwürfen umzugehen ist. Der Fachkräftemangel hat auch ländliche Räume erreicht und kann Wanderungsbewegungen verändern. Insbesondere die Folgen der Pandemie, „New Work“ sowie die Generation Z schaffen Unsicherheiten, wobei unklar ist, wie stabil die Trends sind und wie sie sich auf das Verhältnis von Stadt und Land auswirken. Vorrangig zu schließen sind die Datenlücken. Besonders erwünscht sind Beispiele regionaler Bevölkerungsprognosen und daraus abgeleitete Szenarien.
  • B) Planungsbeschleunigung
    Gute Planung braucht Zeit, aber die politische Diskussion wird durch das „neue Deutschlandtempo“ geprägt. Gesucht werden gute Beispiele für beschleunigte Planung und zügige Umsetzung, wobei aber auch mögliche „Kollateralschäden“ von Interesse sind. 
  • C) Widerstandsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit in „unmöglichen“ Zeiten
    Die multiple Krisenlage stellt die Pfadabhängigkeit bisheriger Entwicklungen auf den Prüfstand. Nach dem Ausbruch eines Krieges auf dem europäischen Kontinent muss der wissenschaftliche Diskurs stärker das Unmögliche mit seinen gesellschaftlichen und räumlichen Konsequenzen einbeziehen. Gesucht werden Forschungen zu entsprechenden Szenarien und zu den Fähigkeiten künstlicher Intelligenz bei der Raumgestaltung. 

Chair: 
Co-Chair:    Dr. Markus Eltges (BBR), Prof. Dr. Axel Priebs (ARL), Prof. Dr. Rainer Danielzyk (ARL)

Wohnen ist ein Menschenrecht. Die Bereitstellung von Wohnraum zählt zu den wichtigen Aufgaben der Raumplanung, stellt jedoch häufig eine große Herausforderung dar. Wohnungsknappheit betrifft dabei aktuell nicht nur den sozial geförderten Wohnraum, sondern auch den frei finanzierten Wohnraum. Darüber hinaus ist die Wohnungspolitik mit vielfältigen, sich teilweise überlagernden oder widersprechenden Zielsetzungen konfrontiert, wie etwa Erschwinglichkeit, Inklusivität, Gestaltungsansprüche oder Ressourcenschonung und Klimaneutralität. 

Dabei ist Boden häufig Teil des Problems, kann aber auch Teil der Lösung sein. Wohnungen benötigen Boden, auf dem sie stehen. Boden ist in den letzten Jahren immer mehr zur Stellschraube für eine soziale und gemeinwohlorientierte Stadt­entwicklung geworden. Raumplanung schafft „Grund zum Wohnen“. Dies beinhaltet einerseits die Flächenbereitstellung, andererseits die Schaffung von Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Stadt­entwicklung durch Planung, Boden- und Wohnungspolitik. 

Dieser Track befasst sich mit den politischen und planerischen Handlungsfeldern „Boden“ und „Wohnen“ mit einem speziellen Fokus auf die komplexen und spannungsreichen Beziehungen. Dabei sind nicht nur institutionelle und instrumentelle Betrachtungen, sondern auch explizit soziologische, ökonomische oder stadtgestalterische und strategische Perspektiven willkommen. 

Chair:    Prof. Dr. Thomas Hartmann
Co-Chair:    Dr. Michael Kolocek, ILS, Fabian Wenner, TUM

Städtische Räume und Stadtgesellschaften unterliegen permanentem Wandel, was durch multiple Krisenereignisse noch verstärkt wird. Ihre wirtschaftliche Basis, ihre funktionalen, sozialen und baulich-räumlichen Strukturen ändern sich laufend und mit ihnen auch die institutionellen Rahmenbedingungen und die Akteure planerischen Handelns. In diesem Track wird den Ursachen, Erscheinungsformen und Wirkungen der Stadt­entwicklung sowie den sich dynamisch ändernden Rahmenbedingungen und Voraussetzungen für nachhaltigkeitsorientiertes raumplanerisches Handeln nachgegangen. Es sollen Beiträge diskutiert werden, die sich zum einen mit den grundlegenden Tendenzen aktuellen urbanen Wandels auseinandersetzen, zum anderen mit derzeitigen Möglichkeiten und Grenzen raumplanerischer Interventionen auf Stadt- und Quartiersebene. 

Mögliche Themen:

  • Transformation von Innenstädten und Zentren
  • Wandel des Wohnens und Wohnungsmarktentwicklung
  • Prozesse des sozialen und räumlichen Wandels in Städten und Möglichkeiten zur Förderung des sozialen Zusammenhaltes 
  • Herausforderungen wachsender und schrumpfender Städte, insbesondere mit Blick auf urbane Infrastrukturen
  • Strategien, In­stru­men­te und Prozesse der nachhaltigen Stadt­entwicklung, der urbanen Transformation und Klimafolgenanpassung
  • Fragen der lokalen Gov­er­nance räumlicher Planung 

Chair:    Prof. Dr. Stefan Siedentop
Co-Chair:    Marion Klemme, BBSR

Quartiere und Nachbarschaften spielen eine zentrale Rolle für den sozialen Zusammenhalt (in) einer Stadt. In Zeiten multipler Krisen tritt deren widersprüchliche Bedeutung allerdings deutlich zutage. In Quartieren kristallisieren sich Netzwerke und Knotenpunkte für Solidarität und Nachbarschaftshilfe. Planung kann zu lebendiger und nachhaltiger lokaler Entwicklung beitragen, z.B. über gemeinwohlorientierte Immobilien- und Bodenentwicklung, die Stärkung zivilgesellschaftlich Engagierter und Formen der urbanen Koproduktion. In Quartieren materialisieren sich zugleich aber auch die gesellschaftlichen Konflikte um Macht, Anerkennung und Ressourcenverteilung in sehr konkreter Form, z.B. in Auseinandersetzungen um die Nutzung öffentlicher Räume, im den Zugang zu Wohnraum und Infrastrukturen oder in Exklusionsprozessen. 

Können Quartiere Orte sein, um unterschiedliche Bedürfnisse und Interessen offenzulegen und tragfähige Lösungen zu finden? In diesem Track stehen die vielfältigen Herausforderungen, Konflikte und Kämpfe im Vordergrund, die sich auf lokaler Ebene aus der krisenhaften Gesellschaftsentwicklung ergeben. Dazu gehören die Analyse spezifisch lokaler Aushandlungsprozesse zu Themen wie Flüchtlingsunterbringung oder Rechtspopulismus ebenso wie Formate und Transformationsstrategien zur Förderung von Toleranz, Demokratie und Inklusion auf Quartiersebene.

Chair:    Prof. Dr. Susanne Frank
Co-Chair:    Sabine Weck, ILS

Die Bemühungen um eine nachhaltige Transformation und Dekarbonisierung des Verkehrsgeschehens sind gerade in Zeiten multipler Krisen mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert. Es bleibt die Frage, wie ein substantieller Wandel eingeleitet werden kann, der sowohl das individuelle Mo­bi­li­täts­ver­hal­ten als auch eine An­pas­sung des regulativen Rahmens und verkehrspolitischer Zielvorstellungen umfasst.

Im Spannungsfeld von individuellen Voraussetzungen sowie raum- und sozialstrukturellen Rahmenbedingungen ergibt sich somit eine große Bandbreite von Themen: die Verlagerung vom MIV auf aktive Mobilität und den ÖPNV, den Klimaschutz, die Minderung von Emissionen, Mobilitätsarmut und die ungleiche Verteilung von Zugängen zu Aktivitäten, die Nutzung neuer Mobilitätsangebote in der ‚Mobility as a Service‘ (MaaS), die gerechte, aber konfliktreiche Verteilung des Straßenraums, die Wechselwirkungen zwischen Stadt­struk­tur und Verkehrsangeboten, die Verbesserung der Verkehrssicherheit, und viele mehr. Eine wachsende Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang der zunehmenden Automatisierung und Vernetzung zu. Es gibt also „Grund zum Planen“.

Gleichzeitig ist in den letzten Jahrzehnten immer deutlicher geworden, dass für die Umsetzung einer nachhaltigen Ver­kehrs­po­li­tik und -planung auch ein anderes Politik- und Planungsverständnis notwendig ist. Die Diskussionen um eine Weiterentwicklung von Regel- und Planwerken, der Einbezug zivilgesellschaftlicher Akteure in Planungs- und Gov­er­nance-Prozesse sowie die wachsende Bedeutung alternativer Formate wie Verkehrsversuche und Reallabore zeigen die Notwendigkeit eines erweiterten und vertieften Planungs- und Politikverständnisses.

Methodisch rigorose Evaluationsstudien zu Verkehrskonzepten sind rar. Für eine nachhaltige Verkehrsentwicklung ist deshalb ein besseres Verständnis der Mobilitätsentwicklung von großer Bedeutung. Dies schließt nicht nur den Verkehr auf der lokalen (und zunehmend der regionalen) Ebene ein, sondern auch den wachsenden Fernverkehr auf der interregionalen und internationalen Ebene. Diese Verflechtungen sind zudem hochgradig räumlich, ökonomisch und sozial differenziert.

Wir suchen für unseren Track: 

  • Beiträge, die sich, basierend auf einer systematischen Methodik, den Themen einer nachhaltigen Verkehrsentwicklung in einer räumlich, sozial und/oder ökonomisch differenzierten Perspektive widmen. 
  • Sowohl qualitative als auch quantitative (oder kombinierte) Ansätze sind willkommen. 
  • Von besonderem Interesse sind transdisziplinäre Arbeiten, die sich der Erprobung innovativer Lösungsansätze zur nachhaltigen Gestaltung des Mobilitätgeschehens widmen
  • Besonderes Augenmerk soll auf längsschnittorientierten Ansätzen (z.B. Trendstudien, wiederholte Querschnitte oder Panelstudien) oder Szenarien über „neue“ Entwicklungen liegen, die relevante Entwicklungen nachzeichnen und die jeweiligen raumzeitlichen Kontexte der Verkehrsentstehung beachten.
  • Ein weiterer Schwerpunkt soll auf Arbeiten gelegt werden, die sich mit Konzepten wie der sozialen Teilhabe, Mobilitätsarmut und Mobilitätsgerechtigkeit auseinandersetzen.
  • Bezogen auf die zunehmenden Ambivalenzen und Widersprüche innerhalb des Kontextes des gesellschaftlichen und technologischen Wandels sind wir an der politisch-planerischen Steuerbarkeit zum einen der Ver­kehrs­po­li­tik und zum anderen des Mobilitätsverhaltens interessiert. 

Chair:    Prof. Dr. Joachim Scheiner
Co-Chair:    Thomas Klinger, ILS

Anhand multipler Krisen wird deutlich: ein Paradigmenwechsel steht an – es braucht eine andere Planung. Eine Menge an bestehender Planung stammt aus Zeiten, die unter anderen Annahmen, Voraussetzungen und Paradigmen entstanden ist, die heute und zukünftig nicht mehr aufrecht zu erhalten sind. Angesichts endlicher Ressourcen und der Notwendigkeit einer zukunftsgerechten Transformation des Bestandes kann es kein Tabula Rasa mehr geben, ebenso wenig wie die „grüne Wiese“. An Raum und Boden richten sich diverse und mehrfache Nutzungsansprüche und beide werden bereits mehrfach in Besitz und in Nutzung genommen. Pläne – auch Bebauungspläne müssen dies zukünftig einbeziehen können, sie müssen aufbauen auf dem was da ist und auf dem, was kommt: Bepflanzung, Tiere, Bebauungs(reste), Einbauten, Geschichte, soziale Handlungen, etc. Zugleich ist der Zugriff auf Raum und Boden nicht gleich verteilt. Formen des Co-Habitats und des Co-s allgemein sind nach wie vor Nischen. Wie kann Städtebau, Architektur und Planung so erfasst werden, dass die in ihnen erlebbare und materialisierte Verräumlichung der Verhältnisse – also der sie formenden Paradigmen – artikulier-, greif- und verhandelbar werden?

In dem Track soll die neue Komplexität für die Planung von Grund und Boden erörtert werden. Wie kann das Vorhandene und das Gewordensein, also der Be­stand, Ausgangslage von Planung, Architektur und Städtebau werden? Mit welchen Methoden erheben wir was und wie kann dieses in Planungsprozesse einfließen? Was wird dadurch wie sichtbar (gemacht) und was nicht? Wer und was ist als wertzunehmende Akteure zu verstehen? Und mit welchen Planungsformaten, -prozessen und Konzepten werden diese einbezogen und „in Wert“ gesetzt? Wie kann dies in den bestehenden Planungsinstrumenten, wie Bebauungsplänen, Eingang finden – oder wie müssen diese fortgeschrieben werden, um auf unsichere Zukunftsentwicklungen reagieren zu können, ohne liberalisierend zu wirken? In welchen Formen lässt sich die Frage der Gerechtigkeit grundlegend zusammenbringen mit der Frage des Zugangs und der Verteilung von Grund und Boden?

Chair:    Prof. Dr. Renée Tribble
Co-Chair:    Prof. Dr. Gabu Heindl, Universität Kassel

Der politische Wille zur Beschleunigung einer ganzheitlichen Energiewende manifestiert sich aktuell in zahlreichen Änderungen der rechtlichen Rahmenbedingungen. 

Neben der planungsrechtlichen Beschleunigung von Ausbauvorhaben für Erneuerbare Energien (u. a. durch RED III, EEG-Novelle 2023, WindBG) kommen neue Planungsverfahren wie zum Beispiel die kommunale Wärmeplanung hinzu.

Bei all diesen Prozessen scheint die räumliche Planung sowie eine vorausschauende Bodenpolitik nur randlicher Akteur, Zuschauer oder bestenfalls Umsetzungsgehilfe zu sein. Droht erneut ein weiterer Bedeutungsverlust vorausschauenden öffentlichen Handelsn, insbesondere der räumlichen Planung (Eichhorn/Diller/Pehlke 2023)? Welche Rolle soll oder wird zukünftig die Raumplanung im Spannungsfeld zwischen hoheitlicher Steuerung und partizipativer Akteursorientierung einnehmen? 

Welchen Beitrag leisten die Raumplanung und Bodenpolitik zur Bewältigung der vielfältigen Zielkonflikte in Zukunft? Wie müssen sich Planungsverfahren verändern, um trotz Beschleunigung die Umweltbelange angemessen zu berücksichtigen (vgl. ARL 2024). Da die Energiewende in Zukunft stärker im Be­stand stattfinden muss, erhält die (ökonomische) Mitbeteiligung der Zivilgesellschaft in vielen Bundesländern zudem einen deutlich höheren Stellenwert (Eichenauer/Gailing 2023).

Der Track soll die benannten Fragen aus unterschiedlicher Perspektive beleuchten. Zusammenfassend stellt sich für die Beiträge die Frage: Braucht die Energiewende die Raumplanung noch?

Chair:     Dr.-Ing. Martin Schulwitz
Co-Chair:    apl. Prof. Dr. Thomas Weith, ILS

Der Klimawandel wirkt sich regional sehr unterschiedlich aus. Ebenso unterschiedlich und durchaus konfliktträchtig sind Möglichkeiten und strategische Ansätze, mit seinen Effekten vor Ort umzugehen. Klimaschutzmaßnahmen unterliegen in zahlreichen Aktionsfeldern intensiver Debatten, sind jedoch im Gegensatz zur Klimaanpassung möglichst global koordiniert umzusetzen, um die Erderwärmung zumindest auf ein «erträgliches» Maß zu begrenzen. Aber was bedeutet «erträglich», und für wen? Bewältigungs- und Anpassungskapazitäten sind international, national und regional sehr unterschiedlich und umfassen ein großes Akteursspektrum.

Die Herausforderungen des Klimawandels betreffen viele Bereiche räumlicher Entwicklung. An­pas­sung an die Folgen des Klimawandels wird in Deutschland seit ca. 20 Jahren in der Fachöffentlichkeit diskutiert. Der Klimawandel ist eine von mehreren zentralen Krisen die sich gegenseitig beeinflussen, und deren Effekte sich tlw. gegenseitig verstärken. Gov­er­nance für Klimaschutz und -anpassung ist daher unabdingbar, Lösungsmöglichkeiten werden sein vielen Jahren bspw. auf Klimakonferenzen debattiert. Geopolitische Entwicklungen erschweren zielführende Debatten um effektiven Klimaschutz auf internationaler und nationaler Ebene und erzeugen neue Konkurrenzen um knappe werdende finanzielle Mittel. 

Auf der «Umsetzungsebene» wird ersichtlich, dass auch Klimaanpassung in den Ländern, Regionen und Kommunen eine integrative Aufgabe ist, die unter den genannten Vorzeichen mit Zeitdruck umgesetzt werden muss. Der Track befasst sich sowohl mit internationalen als auch deutschlandbezogenen Ansätzen zur Klimaanpassung, und mit Möglichkeiten, im Spannungsfeld mit weiteren Interessen und Ansprüchen an Ressourcen wirkungsvoll Klimaschutz und -anpassung umzusetzen. Auch Fragen der gesellschaftlichen Auswirkungen des Klimawandels in unterschiedlichen Kontexten (Migration, Siedlungsentwicklung, Infrastrukturen, Daseinsvorsorge, räumliche Ungleichheit…) werden adressiert. Die Beiträge sollten sich auf konkrete räumliche Kontexte beziehen: welche Rolle spielt räumliche Planung im Kontext des Klimawandels für resiliente Regionen oder Kommunen? Wer prägt künftig eine «Klima-Gov­er­nance» für klimaangepasste Infrastrukturen, Flächennutzungen oder gesellschaftliche Zusammenhänge? 

Chair:     Prof. Dr. Stefan Greiving
Co-Chair:    Dr. Barbara Warner, ARL

In Anlehnung an das Thema der DoKoRP „Grund zum Planen in multiplen Krisen“ laden wir alle Doktoranden der Planungsdisziplinen sowie den Sozialwissenschaften ein, im Rahmen eines interdisziplinären Workshoptages Eure Forschungsideen, -Probleme und - Ergebnisse in einer informellen Atmosphäre mit anderen jungen Wissenschaftler*innen zu teilen:

  • Du fragst dich, wer zu ähnlichen Themen promoviert?
  • Du möchtest methodische und inhaltliche Themen diskutieren?
  • Du stehst vor einer methodischen oder inhaltlichen Herausforderung und 
  • möchtest die Meinung der anderen hören?

Der Workshop richtet sich sowohl an Doktoranden in einem frühen als auch in einem fortgeschrittenen Stadium der Doktorarbeit. Jede*r ist willkommen – ein Paper wird nicht benötigt. Am Vormittag diskutieren wir Eure Methoden, am Nachmittag Eure Inhalte. 
Melde Dich bis zum 30.11.2024 an:
mit eigenem Thema, das du zur methodischen oder inhaltlichen Diskussion stellen kannst, oder ohne eigenes Thema und diskutiere mit!

Falls Du zusätzlich zum PhD - Workshop Dein Paper auf der DoKoRP einreichen möchtest, melde Dich zusätzlich in Deinem gewünschten Track an und lade dort Dein Paper hoch.

 
Offener PhD-Workshop
10.Februar 2025
9:00-18:00 Uhr
Campus Süd
TU Dortmund

 

Mehr Infos unter
PhD Tag

Wir laden Sie ein, Roundtable-Vorschläge für die DOKORP-Konferenz 2025 einzureichen. Roundtables sind interaktive Sessions, die während der Konferenz organisiert werden. 

Ihr Roundtable sollte mit einer kurzen Erklärung von 250 Wörtern oder weniger beschrieben werden, die die Bedeutung des Themas, die Ziele des Treffens und eine vorgeschlagene Zielgruppe erklärt, einschließlich einer (vorläufigen) Liste der Teilnehmer des Roundtables. Beachten Sie, dass sich die Teilnehmer des Roundtables als Konferenzteilnehmer registrieren müssen.

Es stehen nur begrenzte Slots für Roundtables zur Verfügung. Roundtable-Vorschläge werden vom Organisationsteam entgegengenommen und angenommen oder abgelehnt.
 

in Kooperation mit

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Wir danken für die freundliche Förderung durch

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