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Nachruf für Ursula von Petz

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Nachruf Ursula von Petz © Klaus Selle
Apl. Prof. (RWTH Aachen), Dr. Ing. (TU Dortmund), Dipl.-Ing. (TU München) geboren 27. Dezember 1939 in Gräfelfing/München, gestorben 12. August 2022 in Bosch en Duin, Provinz Utrecht, NL

Fällt der Name Ursula von Petz, so entsteht vor unserem inneren Auge das Bild einer agilen, eleganten Frau mit leicht fränkischem Akzent, die immer offen für Zusammenarbeit und für gemeinschaftliche Projekte war. Kreativ, gleichzeitig zielgerichtet in der Wahl ihrer eigenen Arbeits- und Forschungsthemen, kompromissfähig in der Diskussion, jedoch standfest, wenn es darum ging, ihre Er­kennt­nis­se zu vermitteln und ihre Position zu vertreten. Hoch kompetent als Wissenschaftlerin zählt Ursula von Petz zu jenen Personen, die die moderne Stadtforschung in Deutschland mitbegründeten.

Ursula von Petz, Tochter eines Architekten in der Bayerischen Verwaltung, studierte in den frühen 1960er Jahren Architektur und Städtebau an der Technischen Universität München, zu einer Zeit, als nur wenige junge Frauen diesen Weg einschlugen. Von Gerd Albers hat sie sich für die Geschichte des Städtebaus begeistern lassen; die kunstgeschichtlichen Exkursionen des Lehrstuhls für Kunstgeschichte an der Fakultät begründeten ihre Sehnsucht nach Italien und so war sie auch an der Bibliotheca Hertziana, dem Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte in Rom, tätig. Nach dem Studium arbeitete sie beim Greater London Council in London und beim Senat der Stadt Berlin in der Stadterneuerung.

Mitte der 1970er Jahre wurde Ursula von Petz von Klaus R. Kunzmann, der mit ihr in München studiert hatte, an das Institut für Raumplanung (Re­gio­nal­ent­wick­lung und Ri­si­ko­ma­nage­ment) der Universität Dortmund geholt. Dort leitete sie den Bereich Dokumentation und etablierte die „Blaue Reihe. Dortmunder Beiträge zur Raumplanung“, die sich zur Plattform innovativer und engagierter Erkundungen in den Handlungsfeldern der Raumplanung entwickelte. Ursula von Petz war über Jahrzehnte die Seele dieser Schriftenreihe, in der zwischen 1976 und 2004 über 140 Bände erschienen. Mit ihrem Engagement hat sie das Profil der Fakultät für Raumplanung und die Ausbildung von Raumplaner*innen in Dortmund mitgeprägt, wo sie bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 2004 als Lehrende und Forschende tätig war.

Unter ihren Forschungsthemen hatte die Geschichte der Stadt- und Raumplanung einen besonderen Stellenwert. Schon bevor Mitte der 1980er Jahre ihre wegweisende Promotion über „Stadtsanierung im ´Dritten Reich´“ erschienen war, hatte sie mehrere Aufsätze über den Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk veröffentlicht. Der Arbeit von Robert Schmidt, dem Protagonisten der Landesplanung im Ruhrgebiet und des Siedlungsverbandes Ruhrkohlenbezirk, galt über Jahrzehnte ihr besonderes Interesse – 2016 erschien ihre Biographie über Robert Schmidt. Sowohl als Herausgeberin als auch als Verfasserin von Monografien und Aufsätzen schrieb sie zudem über Stadtplanung in den USA und in Italien unter Mussolini. Ihre große Neigung zu Italien führte dazu, dass sie einen langjährigen und intensiven Austausch der Fakultät Raumplanung mit dem Studiengang Stadtplanung am Istituto Universitario di Architettura di Venezia (IUAV) etablierte. Dies motivierte die polyglotte Raumplanerin – sie war in fünf Sprachen zu Hause, in Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch und Niederländisch – u. a. zu einem Projekt in Italien, in dem sie zusammen mit weiteren Kolleg*innen der Fakultät Raumplanung die "Raum-Zeit-Struktur in den peripheren Vororten (Borgate) Roms“ analysierte. Außerdem war Ursula von Petz von 1992 bis 2010 Mitherausgeberin der Buchreihe „Jahrbuch Stadterneuerung“, die an der TU Berlin vom Arbeitskreis Stadterneuerung an deutschsprachigen Hochschulen herausgegeben wurde.

Sie war Mitglied der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung und aktives Mitglied der International Plan­ning History Society (IHPS), in den späten 1990er Jahren auch deren Secretary-General.  Von 1997 bis 2001 vertrat sie an der Fakultät Architektur der RWTH Aachen den Lehrstuhl Planungs­theorie und Stadtplanung, 2004 wurde sie an der RWTH Aachen zur außerplanmäßigen Professorin für Planungsgeschichte ernannt. An der Universität von Ferrara hatte sie Lehraufträge inne. 

In ihrer Weltoffenheit und ihrer Mehrsprachigkeit baute sie gleichzeitig Brücken zwischen den Planungs­kulturen im Vereinigten Königreich, in Italien, den Niederlanden und Deutschland. Wobei Dortmund, und nicht zuletzt die Hof- und Hausgemeinschaft in Ergste, im Tal der Ruhr, und natürlich Utrecht, wo ihr Mann Prof. Johann-Christian Klamt Kunstgeschichte an der Universität lehrte, ihre Heimat(en) waren.

Ursula von Petz wird allen, die mit ihr über Jahre und Jahrzehnte zusammengearbeitet haben, als kompetente und inspirierende Kollegin, Freundin und Mitstreiterin für eine kritische Auseinandersetzung mit der Stadt- und Raumplanung in Erinnerung bleiben.

 

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